
Erde, Erde und nochmals Erde. So standen wir da, am Anfang unseres Bauprojekts. Auf unserem Grundstück lagen hunderte Kubikmeter aufgeschütteter, guter Erde – wir hatten zu viel davon. So stand nun eine wichtige Entscheidung im wahrsten Sinne des Wortes “ins Haus”: wird es ein Flachbau oder tragen wir die Erde ab und müssen mit enormen Kosten leben. Weder noch, haben wir uns gedacht. Kurzerhand war ein anderes privates Hausprojekt im Nachbarort gefunden, welches Erde zum Auffüllen des abschüssigen Grundstücks dort benötigte. Sie brauchten Erde – Wir wollten sie loshaben. Eine klare Sache. Absprache, Besichtigung, Vertrag, Transport, fertig.
Wenn du dich in einer der Rollen wiederfindest, bist du hier goldrichtig.
Aber auch für andere Projekte, findest du im folgenden Artikel hilfreiche Tipps und Erfahrungswerte:
Du möchtest unter die Kleingärtner gehen. Die Tomaten- und Gurkenpflanzen stehen bereit. Doch worin sollst du sie setzen? Du brauchst dringend Erde. Ganz nebenbei: Gurken und Tomaten haben nichts in einem gemeinsamen Beet verloren.
Du modellierst deinen Garten. Ein Sichtschutzwall soll her. Dein Grundstück hat sich gesetzt – du musst auffüllen.
Egal, was du vorhast, jedes Vorhaben hat ganz individuelle Ansprüche an die Art und die Qualität der benötigten Erde. Für einige Projekte benötigst du Mutterboden, für andere eignet sich besser ein gemischter Aushub. Doch wie kommst du an die beste Erde für deine Bedürfnisse? Obwohl du sicher schon in den Arbeitsschuhen steckst und mit einer Schaufel ausgestattet loslegen willst, nimm dir ein paar Minuten Zeit und sieh in unsere Checkliste. Der Vorteil dabei – Eilige überfliegen das Ganze und suchen sich den Punkt heraus, der gerade relevant ist.
Schnelle To-Go-Infos:
Schnelle Tipps unter Boden freunden.
Nutze regionale Vorkommen aus Nachbarschaft und Umgebung
- passt besser zu deinem Standort
- Spart CO2
- Spart Geld
- Spart Zeit
Kaufe/ Tausche mit Privatleuten (Baustellen, Plattformen, …)
- Spart Geld
- Bringt Erfahrungsaustausch/ Tipps / Tricks
Besorge die Erdqualität die zu deinen Anforderungen passt
Noch oft wird Boden und Erde als Abfallprodukt abgestempelt. Teure Preise werden allerdings sowohl für Entsorgung als auch für die Beschaffung erhoben. Boden ist wertvoll, nützlich und ein kostbares Gut, mit welchem wir bewusst umgehen und handeln sollten. Werfen wir einen kurzen Blick in Richtung Obst- und Gemüseanbau, so wird Erde schon jetzt der hohe Wert zugesprochen, den sie eigentlich hat. Kleine Sneak Peek: Mutterboden, Humus und andere nährstoffreiche Erden sind wertvoll für dein Beet und werden dementsprechend teuer verkauft. Willst du mehr dazu wissen, lies in diesem Artikel weiter.
Nachhaltigkeits-Infos:
Nutze Boden aus nächster Nähe. Regional ist auch hier das Stichwort. Du reduzierst damit nicht nur den CO2-Ausstoß wie etwa durch den Transport, sondern profitierst auch von einem besseren Fit mit deiner schon vorhandenen Erde. Ja – die Mischung macht‘s – aber Böden aus gleichen Regionen passen einfach am besten zusammen. Ganz nebenbei sparst du auch noch Geld durch kürzere Anfahrtswege.
Wann bist du hier richtig:
Du planst ein Projekt, bei dem du Erde benötigst. Du bist schon mittendrin und merkst jetzt dass es nicht so einfach ist, wie gedacht an passenden Boden für deinen Garten, dein Grundstück o.ä. zu kommen. Du sitzt vor deinen Hausplänen, träumst von einem Pool im Garten,…
Wann bist du hier nicht richtig:
Du suchst nach der richtigen Erdqualität für dein Vorhaben. Dann schau lieber hier nach. Du möchtest eine Sandburg bauen. Ja, auch Sand ist irgendwie Erde oder Boden, aber dann würden wir dir eher einen Ausflug an die Küste empfehlen. Da gibt es 1a Qualität.
Jetzt lass uns gemeinsam Schritt für Schritt anschauen, was es nacheinander zu beachten gilt, wenn du auf der Suche nach Erde bist. Diese Checkliste ist mit vielen Erfahrungen gespickt, welche wir wie viele Andere bei der Hausplanung, dem Bau oder dem Anlegen des Gartens sammeln konnten und nun teilen möchten.
1. Anforderungen an den Boden
a. Bauprojekte: Hier gibt es zuerst einmal zwei Optionen – verdichtbarer oder nicht verdichtbarer Boden. Verdichtbaren Boden benötigst du, wenn darauf ein Gebäude, eine Bodenplatte oder ähnliches errichtet werden soll. Sobald der Begriff „Statik“ fällt, ist das ein Hinweis für verdichtbare Erde. Benötigst du etwas um Grundstücksfläche aufzufüllen oder auszubessern, genügt in der Regel ein nicht verdichtbarer Boden.
b. Garten- und Landschaftsarbeiten: Je nachdem was später auf dem Boden wachsen soll, verändern sich die Ansprüche an den benötigten Boden. Recherchiere nach dem benötigten Nährstoffgehalt und der Zusammensetzung der Erde, um den geplanten Büschen, Bäumen und dem Rasen die idealen Bedingungen zu bieten.
c. Landwirtschaft: Beim Anbau von Obst- und Gemüse sollte ebenso wie im allgemeinen Gartenbau auf den Nährstoffgehalt geachtet werden. Deine Ernte soll Bio-Qualität haben? Das beginnt schon mit der Erde. Achte auf Herkunft und bisherige Nutzung. Nicht alle Pflanzen benötigen einen besonders nährstoffreichen Boden. Überlege im Idealfall schon vorab was du in etwa säen oder pflanzen möchtest, dann schaffst du eine super Basis.
d. Sonstiges: Es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten, wofür du Erde benötigst. Erdwall als Sicht- und Lärmschutz. Grundlage für extensive Dachbegrünung. Auffüllungen von Auswaschungen, …
2. Berechne die Menge
- Wie viele m³ benötigst du? Hier gibt es ein paar Tipps aus dem Erfahrungsschatz und äußerst flüchtige Mathebasics.
- Volumenberechnung: x m³ = Höhe x Breite x Länge
- Gewicht: Grundsätzlich gilt – je nasser desto schwerer. Gerade falls du auf der Deponie nach Gewicht kaufst, empfiehlt es sich nicht nach einer Regenperiode zuzuschlagen.
- Formel zur Umrechnung von Volumen in Gewicht (z.B. Mutterboden): m³ x 1,8 = x t (+- je nach Nässe und Material)
Je nach Material des Zustands, kann der Faktor 1,8 nach oben und unten variieren.
3. Nutze Gesuche oder kaufe direkt
a. Je mehr Zeit du hast, desto besser sind deine Chancen ein passendes Angebot zu finden oder eine Reaktion auf dein Gesuch auf einer Verkaufsplattform zu erhalten. Plane also einige Wochen im Voraus, wenn möglich. Die Preise schwanken natürlich auch hier je nach Qualität, Entfernung und Menge.
b. Lieferanten: Für das Woher gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vier davon sind nachfolgend aufgelistet.
i. Plattformen sind eine Option um an Boden zu gelangen. Achte unter Anderem auf Regionalität und dadurch kurze Anfahrtswege, zertifizierte Qualität der Angebote und Bilder.
ii. Galabau-Unternehmen sind eine bequeme Variante. Hier erhältst du verschiedene Böden aus einer Hand. In der Regel sind diese zertifiziert und du kannst dich auf gute Qualität verlassen. Was uns daran stört ist, dass hier oft mehrfach an der Erde verdient wird. Sie wird gegen Bezahlung angenommen und auf Rechnung wieder abgegeben.
iii. Deponien machen es ganz ähnlich. Auch sie verdienen doppelt und ganz nebenbei entstehen unnötige doppelte Fahrtwege inklusive verdoppelter CO²-Belastung. Das geht besser.
Kennst du schon Unternehmen die es besser/ fairer machen? Klasse! Dann freuen wir uns sehr über deine Nachricht oder einen Kommentar.
iv. Baustellen in der Nähe sind etwas unbequemer. Die Mühe lohnt sich allerdings meist.
Egal ob öffentliche oder private Baustelle, du solltest dich auch hier immer durch ein Bodengutachten absichern. Öffentliche Baustellen können ggf. komplizierter sein, da oft langkettige Prozesse daran hängen. Findest du eine nahe private Baustelle, zögere nicht und frag an. Hier wird immer Erde bewegt, in unterschiedlichen Mengen und Arten. Planung und Organisation des Transports lassen sich oft flexibel gestalten und die Kosten auf beiden Seiten schrumpfen.
Sollte daraus nichts werden, hast du im besten Fall einen neuen Kontakt geknüpft. Am Bau hilft man sich gegenseitig mit Empfehlungen, Kontakten und hin und wieder mit dem Tausch von Maschinen.
4. Stelle die Qualität sicher
Bodengutachten bieten dir die Möglichkeit mehr über deinen Boden oder den angebotenen Boden und dessen Qualität zu erfahren.
Bau
i. Zu analysieren ist …
1. Bodenart
2. Tragfähigkeit Baugrund und Böschung
3. Belastung des Bodens durch Verschmutzung/ Altlasten
4. Anforderung an Keller aufgrund Grundwasserspiegel
ii. Bodenklassifizierung
1. Es kann nach Erdarbeiten in 7 Klassen unterschieden werden.
- Bodenklassen für Erdarbeiten nach DIN 18300 (IBOKLA 50) | Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (niedersachsen.de)
2. Außerdem kann nach Einbaufähigkeit unterteilt werden.
- Z0-Z2 Einbaubar
- Z3-Z5 Durch Deponieverordnung (DK) abgedeckt da nicht verbaubar (➤ Bodenanalyse nach LAGA: Vorschriften des LAGA Regelwerks | boden-fachzentrum.de)
Garten
i. Untersuchung auf Nährstoffe und Schadstoffe nötig
ii. Bodenanalysen, Bodentests vom Experten | Bodenanalyse Zentrum (bodenanalyse-zentrum.de)Mehr dazu in diesem Artikel.
5. Beachte regionale Richtlinien
a. Hier gilt es zu recherchieren und standortabhängig einiges zu beachten. Abhängig von Menge und Art des zu transportierenden Bodens, ist in manchen Regionen eine Genehmigung nötig. Dies kann Erdbewegung, Lagerung und Verbau betreffen.
b. Generell sind Veränderungen der geografischen Gegebenheiten oft nur mit einer Genehmigung zulässig.
c. Das Baurechtsamt ist hier meist die richtige Anlaufstelle. Eine weitere Möglichkeit ist die Kreisverwaltungsbehörde.
d. Sollte dein Projekt an ein Schutzgebiet angrenzen oder sich darin befinden, nimm Kontakt zum Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz auf. Hier kann dir mit spezifischen Regelungen bezüglich Wasser und Grundwassereinfluss geholfen werden.
6. Miete Geräte
a. Da sich Böden nicht von allein ausheben, umschichten und verteilen lassen, wirst du das ein oder andere Gerät benötigen. Je nach Umfang des Einsatzes und Anschaffungskosten, empfehlen sich Mietgeräte.
i. Transport
1. Für große Mengen sind hier natürlich LKW und Transporter die richtige Wahl. Hierfür benötigst du entweder noch eine/n Fahrer/in oder du hast selbst den notwendigen Führerschein.
2. Möchtest du kleinere Mengen transportieren, kannst du auch auf Anhänger zurückgreifen. Hierbei kannst du den passenden für deine Führerscheinklasse auswählen.
ii. Bagger
1. Für Erdfahrten eignen sich Geräte mit Ketten. Auf Straßen und Wegen ist dies allerdings ein Minuspunkt. Pflastersteine können sich bei Lenkmanövern lockern oder gar verrutschen.
2. Beachte das Gewicht des Fahrzeugs. Schwere Bagger können besser mehr Erde bewegen, hinterlassen allerdings auch grobe Furchen im Boden.
3. Die Beweglichkeit in Arm und Schaufel sollten für dein Vorhaben passen.
4. Beachte die Spurbreite des Baggers, damit du ungehindert auf die Baustelle kommst und dort beweglich bist.
5. Miete das benötigte Zubehör gleich mit. Für unterschiedliche Arbeitsschritte gibt es verschiedene Schaufeln (Grabenraumschaufel, Schwenklöffel,…)
7. Checke die Anfahrtsbedingungen
b. Achte je nach Größe des Fahrzeugs auf die Zufahrtsmöglichkeiten, den zu befahrenen Untergrund und Wendeplatz.
c. Beantrage notwendige Sperrungen. So greift die Versicherung bei Unfällen.
d. Kläre Zulieferer im Vornherein über die örtlichen Bedingungen auf. Schicke realistische Bilder, biete eine Vor-Ort-Besichtigung an und schicke Wegbeschreibungen. So kann sich der Lieferant auf die Bedingungen einstellen und es gibt nachher kein böses Erwachen bei den FahrerInnen, weil der Sattelschlepper in der Hecke des Nachbarn feststeckt.
e. Viele LKW FahrerInnen haben eine besondere Beziehung zu ihren Fahrzeugen. Informiere auch deshalb über große Bäume, wegbegrenzende Hecken, Wendemöglichkeiten, etc..
8. Organisation ist alles
a. Zeitpunkt und Dauer festlegen
b. Helfer organisieren
c. Informiere freundlich die Nachbarschaft
d. Prüfe Überschneidungen mit anderen Vorhaben in der Umgebung, damit Zufahrtsstraßen und der Verkehr nicht blockiert werden.
e. Rechtzeitig benötigte Maschinen und Fahrzeuge organisieren
f. Kläre die Rahmenbedingungen von Mietverträgen ab (Mietdauer/-verlängerung, Betankung, Reparatur, Anlieferung, usw.)
9. Der Kauf – es wird ernst
a. Egal ob beim Kauf von Privat oder von geschäftlichen Anbietern, sichere den Handel immer mit einem Kaufvertrag ab. Für beide Seiten sind hier Menge, Qualität und zusätzliche Rahmenbedingungen festgehalten.
b. Ja, es ist manchmal unangenehm, lohnt sich aber meistens – IMMER nachverhandeln.
10. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Und natürlich überprüfst du am Ende auch bei Erdanlieferungen was du bekommen hast und ob alles wie ausgemacht bei dir angekommen ist. Bestellst du eine blaue Badehose, nimmst du am Ende ja auch nicht den pinkfarbenen Leo-Bikini, nur weil er eben jetzt als Ersatz angekommen ist. Oder?
Weißt du noch, was du zu allererst tun solltest? Nein? Na los, dann lass uns noch einmal kurz und knapp zusammenschreiben, wie dein Weg zu Boden erfolgreich ist.
1. Checke deine Anforderungen an den Boden
2. Berechne die Menge
3. Nutze Plattformen, Gesuche, Inserate oder kaufe direkt
4. Qualitätscheck
5. Regionale Bestimmungen beachten
6. Geräte besorgen
7. Anfahrtswege checken und weitergeben
8. Rahmenbedingungen organisieren
9. Kauf absichern
10. Kontrolle
Hast du Erfahrungen, die du mit uns teilen möchtest oder weißt du es einfach besser? Dann freuen wir uns auf deine Perspektive.