Verdichtung von Boden und Bodenaushub - Wann ist es wichtig und wann schädlich?

Die Front einer gelben Straßenwalze
Gelbe Straßenwalze

„Nach fest kommt ab“ ist ein Sprichwort wenn es darum geht etwas zu befestigen. Genau so könnte im Bodenwesen das Sprichwort gelten “nach verdichtet kommt unbrauchbar”. Die Verdichtung von Boden und Bodenaushub ist sowohl für langlebige Beständigkeit von statischen Projekten ausschlaggebend aber im Garten und der naturnahen Landwirtschaft ein nicht zu unterschätzender Eingriff, welcher wohl überlegt sein sollte. Welcher Untergrund geeignet ist und was beachtet werden muss, beleuchten wir jetzt.

 

Wann solltest Du Boden oder Bodenaushub verdichten und wann nicht?

Grundsätzlich ist abrupte Bodenverdichtung für ein Ökosystem schädlich und sollte vermieden werden. Natürliche Prozesse benötigen fast immer Jahre zur Verdichtung des Bodens, weshalb natürlich gewachsener Boden auch keine zusätzliche synthetische Verdichtung braucht. Wenn Grundstücksflächen aufgefüllt, Rasen angelegt oder Hochbeete befüllt werden, kann Verdichtung als Nachahmung der natürlichen Prozesse für den Schutz vor Absacken und gegen Ausspülung helfen.

 

Im folgenden Fall war der Rasen neu angelegt und alles mit der Rasenwalze zur Verdichtung abgerollt. Dem wenige Minuten später folgenden Platzregen konnte das trotzdem nicht standhalten und die zweitägige Arbeit wurde die Straße hinuntergespült. Das fehlende Wurzelwerk konnte nur notdürftig durch im Regen schnell in den Hang gehämmerte Holzplanken ersetzt werden und ein Teil des Dramas verhindern. Ein schönes Beispiel für die Wichtigkeit von natürlichen Prozessen.

 

Wege, Terrassen, Pools, Häuser usw. sind in die natürliche Umgebung eingebrachte Fremdkörper, für deren Haltbarkeit ein fester Untergrund unerlässlich ist. Wie etwa auch oft verwendetes Gartenvlies die natürlichen Prozesse des Bodens stören kann haben wir noch einmal genauer zum Nachlesen recherchiert.

 

Auf Äckern, in Beeten und auf Wiesen ist auf möglichst wenig Verdichtung zu achten, da sonst das Wurzelwachstum gestört wird und nicht mehr genügend Nährstoffe im Boden gehalten werden, weshalb die natürliche Entwicklung der Pflanze unterbrochen wird. Hier ist Verdichtung zu vermeiden. Daran ist auch zu denken, wenn schweres Geräten für Bau und Forst wiederholend über Boden bewegt wird. Pflanzen haben es danach sehr schwer, sollte keine Auflockerung stattfinden.

 

Was ist Bodenverdichtung?

Durch statische oder dynamische Verdichtung wird das zwischen dem festen Bestandteil des Bodens und Bodenaushub befindliche Wasser und die in Hohlräumen eingeschlossene Luft herausgepresst, was eine höhere Stabilität zur Folge hat und eine geringere Wasserdurchlässigkeit.

 

Weniger Wasser im Boden führt zu weniger Frost. Frostschutz besteht deshalb auch aus grobkörnigem Material, damit Wasser abfließen kann und nicht gefriert. Auf Autobahnbaustellen wird z. B. durch Walzen statisch verdichtet, indem große Lasten auf den Untergrund drücken. Hingegen wird durch den oft bei Kanalarbeiten genutzten Stampfer mit dynamischen Vibrationsbewegungen dynamische Verdichtung hervorgerufen.

 

Wie gut ist Boden und Bodenaushub verdichtbar?

Die Verdichtungswilligkeit des Bodens bzw. von Bodenaushub gibt an, wie gut sich dein Boden verdichten lässt. Abhängig ist die Eigenschaft von vier Faktoren. Zunächst ist die Bodenart zu beachten. Bindiger Boden besitzt eine feine Körnung und kann dadurch viel Wasser in den Hohlräumen speichern z. B. Ton oder Lehm, was zu einer schlechten Verdichtbarkeit führt. Gut verdichten lässt sich nicht bindiger Boden, der sich durch eine grobe Körnung auszeichnet, weshalb sich Wasser nur schlecht dazwischen bindet. Dazu zählen Steinschüttungen oder grobkörnige Sande. Auch hier gibt es eine Zwischenform, die sich aus Teilen von bindig und nicht bindigen Inhalten zusammensetzt. Diese Form des Bodens ist verdichtbar. Dazu zählen auch Schotter und Recycling mit einer Körnung von 2 bis 32 mm, welche als Frostschutz genutzt werden. Recycling ist aus Abrissen und anderen Baustellen angefallenes Material, dass oft optimale Eigenschaften für einen festen Untergrund bietet und dazu günstiger als Schotter ist. Dadurch wird auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz unterstützt.

 

Die Beschaffenheit der Körner ist ein weiterer Einfluss. Glatte Kornformen wie etwa Kiesel oder Sand sind einfach zu verdichten aber durch die fehlende raue Oberfläche entsteht keine Verzahnung, weshalb nur wenig Druck abgehalten werden kann. Schwerer lassen sich raue und mit Kanten versehene Körner verdichten, halten aber dafür starken Belastungen stand. Dazu gehören Schotter und Recycling-Material.

Ein Mix in der Körnungs-Größe ist notwendig, um verdichten zu können. Sind alle Körner gleich groß, ist ein Effekt wie im Bällebad zu erwarten und der aufliegende Körper versinkt schnell, da sich große Hohlräume bilden und dadurch viel Bewegung der Körner vorhanden ist.

 

Mischungen von Korngrößen führen zu verringerten Hohlräumen und deswegen zu mehr Stabilität. Solche gemischten Böden werden als weitgestuft bezeichnet und die zuerst genannten als eng gestuft.

 

Wie schon am Anfang genannt, ist der Wassergehalt des Materials nicht zu verachten. Zu trockene Böden bedürfen viel Kraft zur Verdichtung, weil die Körner sehr stark aneinander haften. Zu nasse Böden haben den Charakter von Wackelpudding, da die Bodenhohlräume mit Wasser gefüllt sind. Deswegen ist ein Mittelweg der beste Weg für optimale Ergebnisse in Festigkeit und Stabilität.

 

In einem anderen Beispiel ist die Terrasse nach einem Jahr abgesackt, weil nasser Lehmboden während der Bauphase versucht wurde zu verdichten und sich dann gesetzt hatte. Dann hilft auch eine noch so dicke Frostschutz- und Tragschicht nicht, wenn der darunterliegende Boden keine Stabilität besitzt. Leider trifft hier das oft genannte Sprichwort “wer billig baut, baut zwei mal” zu.

 

Sicherheit kann dir hier auch eine Bodenanalyse geben. Mehr Infos gibt es in unserem Artikel dazu.

 

Warum ist die Bodenverdichtung wichtig?

Deine Gartenhütte, der Pool, die Pflasterwege, der neue Stellplatz oder doch aufgefüllte Grundstücksflächen und Beete bedürfen alle einer Verdichtung, jedoch immer mit dem richtigen Maß. Ist die Statik entscheidend, sind feste Böden wichtig, um dem entsprechenden Bauwerk lange Halt zu geben. Hingegen ist bei naturbelassenen Gärten, Äckern und anderen bepflanzten Projekten strickt darauf zu achten, dass Wurzeln Platz haben, genügend Wasser inklusive Sauerstoff gespeichert werden kann und doch keine Absackung auftritt. Noch einmal ist zu betonen, dass wir umso mehr für die Umwelt tun, umso weniger wir verdichten. Welches Leben sich im Boden unter unseren Füßen tummelt, das möglichst wenig Eingriffe dankt, kannst du in unserm weiteren Artikel zum Leben im Boden nachvollziehen.

 

Welche Formen der Bodenverdichtung gibt es?

Bei kleinen Projekten oder dem Bedarf von wenig Verdichtung wie etwa Hochbeeten oder dem Anlegen von Rasenflächen, könnt ihr eine Handramme nutzen oder eine Rasenwalze.

 

Lehmiger Bodenaushub lässt sich durch einen Stampfer (auch Frosch genannt) verdichten und für große gleichmäßige Flächen von nicht-bindigem Material sind Rüttelplatten in unterschiedlichsten Größen sinnvoll. Verdichtung bei Nässe ist nicht ratsam und bei bindigen Böden teilweise unmöglich. Bei allen Geräten ist auf einen sorgsamen Umgang zu achten, damit Verletzungen und Schäden vermieden werden.

 

Wenn du dir deinen Boden vorher genau anschaust und die Beschaffenheit feststellst, erkennst du also genau welche Möglichkeiten du hast, um zu verdichten. Ob es überhaupt notwendig ist, hängt wie beschrieben auch von deinem Projekt ab. Für die Umwelt selbst ist es am hilfreichsten, so wenig zu verdichten wie nur notwendig. Schau dich gern in unseren weiteren Artikeln um und erfahre z.B. mehr zu den verschiedenen Bodenarten oder berichte uns von deinen Erfahrungen zur Verdichtung.